Zum 15 jährigen Jubiläum der "Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Essstörungen" erfolgte am 16.11.2023 die Staffelübergabe an unsere Nachfolgerinnen Frau Rietschel und Frau Ryl.

Schweren Herzen, aber mit einem guten Gefühl und einjähriger Vorbereitung der beiden Gruppenmit-

glieder geben wir diese Aufgabe nun in neue Hände.

Wir haben in den 15 jahren viel bewirkt, gelernt, gelacht, geweint und nehmen nun zum 31.12.23 Abschied. Wir hoffen, dass sich in Zukunft noch mehr solcher Selbsthilfegruppen in Sachsen bilden, damit der riesige Bedarf an Hilfen für Angehörige abgedeckt werden kann und diese Gruppe nicht die einzige bleibt. Über diese Mailadresse erreichen sie die Gruppe:  sha-essstoerung@web.de

Rechts auf dem Bild Frau Linda Klink die Koordinatorin des Netzwerkes für Essstörung (NESSA) an der Uniklinik.

2008 im Herbst gründete ich mit einer betroffenen Mutter, deren Tochter an Magersucht verstorben ist, eine Selbsthilfegruppe für Angehörige und wir moderieren diese gemeinsam.

Eltern und Angehörige wissen oft nicht wo sie sich mit ihren Sorgen hinwenden können, fühlen sich allein gelassen, können mit Niemanden darüber sprechen, da das Verständnis fehlt. In unserer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Essstörungen können sie sich mit betroffenen Angehörigen austauschen, finden Verständnis für die Situation und erhalten Informationen zu Hilfsangeboten. Seit Gründung des Netzwerkes Essstörung der Uniklinik Dresden (NESSA) sind wir jährlich bei Netzwerktreffen dabei, um uns auszutauschen und unser Wissen zum Thema ständig zu erweitern. Auch im Kernteam von NESSA bringen wir die Belange unserer Eltern bei den zwei monatigen Zoommeetings ein.

Die Treffen finden jeden 2. Donnerstag im Monat 19:00- 20:30 Uhr in den Räumen des Hafenstr.e.V. Meißen, Hafenstr. 28 statt. 

Mailadresse: sha-essstoerung@web.de

Am 8. November 2019 erhielten wir in Chemnitz von den Ersatzkrankenkassen den 2. Preis der Selbsthilfegruppen für 2019.
Unsere Freude war groß-ein Dank für 11 Jahre Ehrenamt im Interesse der Angehörigen von Menschen mit Essstörung
Dank auch für die wunderbare Ladatio von Frau Susann-Cordula Koch, Leiterin der Landeskontakt und Informationsstelle Dresden (Bild rechts) dazu :
"Gibt es etwas Schöneres als sich abends mit seinen Lieben am Esstisch zu versammeln,den Tag Revue passieren zu lassen und ein gutes Essen zu genießen…? Doch was ist, wenn aus Genuss – Verdruss wird…?
Wenn die Lieben am Essen rummäkeln, oder nur verlegen auf dem Teller rumstochern,oder aus trauter Runde so schnell wie möglich verschwinden,um die Toilette aufzusuchen…?
Alles Anzeichen für essgestörtes Verhalten. Das Mahl wird zur Qual… Und zwar für alle Beteiligten.
Essstörung ist eine heimliche Krankheit und eine gefährliche noch dazu. Nicht nur ein Spleen pubertierender Mädchen. Zunehmend sind auch Jungen betroffen sowie alle Altersgruppen. Für 30 % von ihnen wird die Essstörung zu einer chronischen Erkrankung und für 10 % endet sie sogar tödlich.
Haben Eltern, Partner, Geschwister und Freunde erstmal bemerkt, dass mit dem Essverhalten etwas nicht stimmt, machen sich Hilflosigkeit, Angst und auch Ärger breit. Viele fühlen sich ohnmächtig und allein gelassen. Müssen sie doch erleben, dass sie wenig bis gar keinen Einfluss auf die Betroffenen haben.
Essstörungen wie Magersucht und Ess-Brechsucht dauern oft über Jahre. Sie sind eine enorme Belastung für die ganze Familie. Im Bemühen der kranken Tochter oder dem kranken Sohn zu helfen, zentriert sich das ganze Leben um diese.
Selbst wenn sie nach und nach begreifen, machtlos gegenüber der Suchterkrankung des geliebten Menschen zu sein, schaffen sie es nicht loszulassen, weil sie sich verantwortlich fühlen. Nicht selten plagen sie massive Schuld- und Versagensgefühle. Angehörige machen dabei gegenüber den Betroffenen Zugeständnisse, bringen Opfer und leiden mit, ohne dass es den Betroffenen hilft. Sie suchen oft über Jahre Hilfe für die Betroffenen, aber nicht für sich selbst. Doch auch sie benötigen Hilfe, um nicht weiterhin die Essstörung unbewusst mitzutragen und an dieser zu zerbrechen. Hier setzt die Selbsthilfegruppe von Marianne Horns und Kerstin Enders an. Vor 11 Jahren haben Sie aus eigener leidvoller Erfahrung im Familien- bzw. Freundeskreis die Initiative ergriffen, eine Angehörigengruppe in Meißen aufzubauen. Der Anfang war nicht leicht. Es dauerte fast zwei Jahre bis sich das Angebot stabilisierte. Eine intensive Öffentlichkeitsarbeit z.B. mit Citycards und ein kooperierendes Umfeld waren notwendig. Hilfreich war von Beginn an die Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Essstörungen des Uniklinikums Dresden und dem Netzwerk Essstörungen Sachsen sowie dem Gesundheitsamt und adäquaten Beratungsstellen.
Schaut man in das Programm der Gruppe, findet man ein vielfältiges und ganzheitlich orientiertes Angebot. Neben den Klassikern wie Gesprächskreise zur Selbstreflexion, theoretischen Inputs zu Entwicklungspsychologie, Kommunikationsregeln, Rückfallprävention… finden sie da auch Angebote zum Kennenlernen von Entspannungstechniken, Familienaufstellung und Lachyoga. Auch die kreative Seite kommt nicht zu kurz.  Thematische Film- und sogar ein entsprechendes Theaterstück „Food Dairies – Geschichten über Ernährung“ wurden organisiert.
Bemerkenswert ist auch das Engagement über die originäre Gruppenarbeit hinaus. So haben sie sich auch zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit für diese noch tabuisierte Erkrankung zu sensibilisieren. Sie gehen in Schulen und informieren dort Eltern und Lehrer, wichtige Schlüsselpersonen im Erkennen der Problematik.
Mittlerweile können sie auf ein gutes Netzwerk vertrauen. Viele Betroffene kommen auf Empfehlung und Mund-zu-Mund-Propaganda durch Ärzte und Therapeuten. Diese schätzen die Arbeit der Gruppe sehr.
In einem Empfehlungsschreiben des Netzwerkes Essstörungen Sachsens heißt es „ …die Arbeit der Selbsthilfegruppe Meißen ist von großer Bedeutung… die Gruppe ist eine der wenigen in Sachsen, die sich dem Thema Essstörungen insbesondere den Angehörigen widmet.“
Das kann ich aus meiner eigenen Beratungspraxis bestätigen. Es gibt viele Anfragen aber zu wenig Angebote für die Betroffenen und noch weniger für die Angehörigen. Dass dies nicht so bleiben muss, haben sich Frauen der Selbsthilfegruppe auch noch auf Ihre Fahnen geschrieben. Gern sind sie bereit neue Gruppen mit ihren Erfahrungen zu unterstützen.
Soviel Engagement ist ehrenwert und Sie fragen sich vielleicht wie ich, woher beziehen Sie Ihre Kraft?  Selbst sagen sie dazu: „Die schönste Motivation für uns ist, wenn Gruppenmitglieder in der Feedbackrunde am Ende eines Treffens mitteilen wie gut es getan hat, sich austauschen zu können, neue Erfahrungen zu sammeln und mit guten Gedanken nach Hause gehen zu können.“
Für dieses besondere langjährige und in der Breite erfolgreiche Engagement haben sie eine besondere Würdigung verdient. Dass haben mir alle, die ich bei meiner Recherche für die Laudatio befragt habe, auch so bestätigt.
Der Sächsische  Selbsthilfepreis der Ersatzkassen 2019 Platz 2 geht an die Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Essstörungen im Landkreis Meißen ,Marianne Horns und Kerstin Enders.

 

  

 

 

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© Marianne Horns